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Von der Partnerschaft zur Elternschaft

Veröffentlicht am 17.03.2025
Von der Partnerschaft zur Elternschaft
Mit der Geburt eines Kindes muss sich die Partnerschaft neu organisieren, was nicht selten dazu führt, dass mit der Familiengründung die Zufriedenheit in der Partnerschaft sinkt. Ein Grund dafür ist häufig eine Umverteilung der Aufgaben.
von Riccarda Menghini Sutter, psychosoziale Beraterin, Mediatorin und Geschäftsleiterin der Fachstelle adebar

Was sind die grössten Veränderungen?
Zwei Menschen mit unterschiedlichen Herkunftsfamilien und Prägungen vereinen ihre Lebensgeschichten, um gemeinsam für ein neues Leben zu sorgen. Allein dieses Wagnis stellt bereits eine erhebliche Herausforderung dar. Dabei werden ausserdem berufliche Fragen auf den Prüfstand gestellt. Oft gerät die Karriere der Frau zunächst ins Stocken, da viele Paare in der Familiengründung wieder traditionelle Rollen übernehmen. Wenn ein Elternteil sich überwiegend um Haus und Kind kümmert, während der andere für das Einkommen sorgt, entsteht ein neuer Lebensrhythmus. Dies führt häufig zu weniger gemeinsamen Berührungspunkten in der Partnerschaft und kann ein sprachloses Nebeneinander zur Folge haben. Jeder erfüllt gewissenhaft seine Aufgaben, doch gemeinsame Erlebnisse nehmen rapide ab.

Welche Rolle spielen gegenseitige Erwartungen?
Junge Eltern gehen oft davon aus, dass sie sich vor der Geburt über die Aufteilung der Haushaltsaufgaben und die Werte, die sie ihrem Kind mitgeben möchten, geeinigt haben. Diese Annahme kann jedoch trügerisch sein. Unsere Eltern haben uns vorgelebt, wie man ein Kind versorgt und wer für das Trösten zuständig ist. Wir haben von ihnen gelernt, wie Eltern zusammenarbeiten – sofern sie dies taten. Haben sie sich gegenseitig unterstützt oder die unangenehmen Aufgaben einander zugeschoben? Unsere Eltern fungieren als Vorbilder, auch wenn wir mit ihrem Erziehungsstil nicht einverstanden sind. Jeder Elternteil bringt seine eigenen Vorstellungen von Erziehung mit, die zunächst als brüchiger Rettungsanker für das neue Familienleben dienen. Solange die jungen Eltern keine eigenen Ideale entwickeln, neigen sie dazu, Verhaltensweisen zu wiederholen, die sie von ihren Eltern kennen.z

Wie kann der Übergang von der Paar- zur Elternschaft möglichst stressfrei gestaltet werden?
Eine klare Kommunikationsstruktur kann die Partnerschaft erheblich stabilisieren. Es ist wichtig, sich bereits vor der Geburt über gegenseitige Erwartungen und Werte auszutauschen, nicht nur ideologisch, sondern auch durch das Teilen von Erfahrungen aus dem eigenen Elternhaus. Zudem sollte man Themen wie die Aufteilung der Hausarbeit, den Umgang mit Finanzen und die Gestaltung von Freizeit und Urlaub besprechen, um Konflikten vorzubeugen. Es ist auch entlastend, Raum für die individuellen Bedürfnisse jedes Elternteils zu schaffen und zu klären, wie viel Zeit für gemeinsame Intimität und Erlebnisse als Paar bleibt.
Ob ein Paar in der frühen Familienphase ein starkes Team bildet, hängt weniger von leidenschaftlicher Liebe, langjähriger Bekanntschaft oder finanzieller Sicherheit ab. Viel wichtiger ist, dass sie in den ersten Jahren als Familie im Gespräch bleiben und kontinuierlich nach Lösungen suchen. Paare, die sich aktiv in diese ersten Absprachen und Entscheidungen einbringen, haben bereits einen entscheidenden Grundstein für die Schul- und Pubertätszeit ihrer Kinder gelegt.

Was ist das Wichtigste in der ganzen Umstellungsphase?
Regelmässiger, achtsamer Austausch ist das A und O jeder Partnerschaft. Für die Zusammenarbeit als Eltern ist es entscheidend, nicht nur Erfahrungen zu teilen, sondern auch, wie dies geschieht: Oft kommunizieren Paare von der Türschwelle auf Zuruf impulsiv oder emotional, was zu Missverständnissen führen kann. Abwertende Bemerkungen oder halbherziges Zuhören können gut gemeinte Gespräche schnell kippen. Jeder Elternteil sollte zudem lernen, auf sich selbst zu achten und rechtzeitig um Hilfe zu bitten, wenn die Belastung zu gross wird. Bei Problemen ist es wichtig, nicht zu lange zu warten, um Unterstützung zu suchen.

Fachstelle adebar – kompetente Beratung 
• Die Fachstelle adebar für sexuelle Ge sundheit und Familienplanung Graubünden berät in Arbeitsrecht, Schwangerund Elterns chaft, Verhütung, pränataler Diagnostik sowie Kinderwusch.
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Bild: zVg