Dank Teilzeitstellen lassen sich Berufs- und Hausarbeit ideal verbinden. Vor allem für alleinerziehende Mütter. Allerdings können die beliebten Teilzeitstellen auch Nachteile haben. Nachteile ergeben sich auch für Frauen, die nach längjähriger Mutterschaft wieder ins Berufsleben einsteigen wollen. Der technologische Wandel in allen Branchen zwingt die Erwerbstätigen, lebenslang zu lernen – aber oftmals fehlt den Frauen schlicht die Zeit dazu.
von Claudio Cottiati
Die Beteiligung der Frauen am schweizerischen Arbeitsmarkt war in der Vergangenheit immer wieder starken Schwankungen unterworfen. Diese hängen vor allem mit der gesellschaftlichen Bewertung der Erwerbsarbeit von Frauen zusammen sowie dem Stellenwert, welcher der Familie und der Position der Frau als Hausfrau und Mutter zukommt.
Dass die eheliche Verbindung auf Lebenszeit auch keine sichere Perspektive mehr ist, zeigt die stetig steigende Scheidungsziffer, die bisweilen die 50-Prozent-Marke streift. Diese Entwicklung ist sicherlich auch ein Grund, dass der Anteil der erwerbstätigen Frauen stetig steigt.
Alleinerziehende am Existenzminimum
Der Anteil der vollzeitlich erwerbstätigen Frauen ist aber nach wie vor gering. Ihr Erwerbsgrad hängt in erheblichem Masse vom Zivilstand ab. Zirka 70 Prozent der unverheirateten, aber nur etwa 20 Prozent der verheirateten Frauen arbeiten in einer Vollzeitstelle. Noch deutlicher ist dieses Verhältnis bei den Müttern. Ein grosser Teil der teilzeitlich erwerbstätigen Frauen mit Kindern im Vorschulalter bewegen sich nahe an der Grenze des Existenzminimums, denn sie sind nur wenige Stunden pro Woche erwerbstätig. Besonders gravierend wirkt sich dies im Falle von Alleinerziehenden aus, die Teilzeit arbeiten (müssen).
Teilzeitjobs haben nicht nur Vorteile
Im Zuge von Betriebsumstrukturierungen wurden immer mehr Vollzeitstellen gestrichen sowie der Anteil Teilzeitstellen ausgebaut. Auf den ersten Blick vorteilhaft für das weibliche Geschlecht, können doch Haus- und Berufsarbeit mit einer teilzeitlichen Anstellung ideal ergänzt werden. Andererseits steigt das Risiko für Frauen, sich in unsichere Arbeitsverhältnisse zu begeben: Abgesehen davon, dass sie hinsichtlich Aufstiegs- und Karrierechancen oftmals Nachteile in Kauf nehmen müssen, sind Teilzeitstellen insofern flexibel, als sich diese leichter wegrationalisieren lassen.
Lebenslanges Lernen ist wichtig
Vor allem Frauen, die ihre Erwerbstätigkeit infolge Mutterschaft während mehrerer Jahre unterbrochen haben, müssen sich im Hinblick auf einen Wiedereinstieg stets àjour halten, um dem technologischen Wandel, der in den meisten Berufen stattfindet, gewachsen zu sein. Als ein Rezept zur Bewältigung von Erwerbslosigkeit wird heute vielfach lebenslanges Lernen propagiert, denn die Berufstätigen müssen heute flexibel sein und sich laufend weiterbilden. Realistisch gesehen, ist es für berufstätige Frauen jedoch schier unmöglich, Aus- und Weiterbildung, Kindererziehung sowie Haus- und Berufsarbeit auf einen einfachen Nenner zu bringen. Denn ein Tag hat nur 24 Stunden – und auch
alleinerziehende Mütter haben ein Recht auf Freizeit.
Über den Autor:
Claudio Cottiati ist Leiter Einsatzprogramme beim Amt für Industrie, Gewerbe und Arbeit Graubünden (Kiga)
Grabenstrasse 9, 7000 Chur
www.kiga.gr.ch
claudio.cottiati@kiga.gr.ch
Telefon 081 257 30 71
Fax 081 257 21 73
Bildlegende:
Familie und Haushalt unter einen Hut zu bringen ist nicht einfach. Wenn noch ein Teilzeitjob dazukommt, hat der Tag oftmals zu wenige Stunden, um alles zu erledigen. Bild Archiv Keystone