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Die Arbeitsmoral der Jungen auf dem Prüfstand

Veröffentlicht am 27.07.2024
Die Arbeitsmoral der Jungen auf dem Prüfstand
Faul, anspruchsvoll und illoyal: Die Arbeitseinstellung der Generation Y und Z wird oft als schlechter als die ihrer älteren Kolleginnen und Kollegen eingestuft. Die AXA KMU-Arbeitsmarktstudie 2024 hat diese Vorurteile geprüft und zeigt überraschende Ergebnisse.
von Emilia Sommerau, Redaktorin Commercial Publishing bei Somedia Promotion

Die öffentliche Diskussion rund um die Arbeitsmoral der Generation Y und Generation Z ist geprägt von Vorurteilen: Junge Menschen wollen wenig arbeiten, dafür aber viel verdienen, legen wenig Wert auf Loyalität gegenüber den Arbeitgebenden und sind zudem unerfahren. Doch die neueste Studie der AXA Versicherungen in Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut Sotomo zeichnet ein überraschendes Bild dieser Generationen und stellt einige Vorurteile auf den Prüfstand. Für die Studie wurden zum dritten Mal 300 Schweizer KMU mit mindestens fünf Mitarbeitenden aus der deutsch- und französischsprachigen Schweiz befragt.
 
Fachkräftemangel bleibt auch 2024 ein Problem
Über 40 Prozent der befragten KMU gaben an, dass der Fachkräftemangel die grösste Herausforderung darstellt und das Verhalten der Mitarbeitenden beeinflusst. Es wird immer klarer: Das Kräfteverhältnis am Arbeitsmarkt verschiebt sich und Arbeitnehmende werden sich ihres Wertes bewusster. Daraus folgen höhere (oder andere) Erwartungen an künftige Arbeitgebende. KMU müssen auf diese Forderungen reagieren können, wenn sie ihre offenen Stellen besetzen wollen: 48 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, dass sie mehr Teilzeitstellen anbieten, während 47 Prozent mit Homeoffice oder Vertrauensarbeitszeit mehr Flexibilität bei der Arbeitsgestaltung umsetzen. Die Studie fasst zusammen: „Teilzeit und Flexibilität sind die häufigsten Massnahmen gegen Fachkräftemangel.“ Die Studie zeigt auch, dass KMU aufgrund des Fachkräftemangels mehr Lohnforderungen spüren und sich Mitarbeitende gegen erhöhte Arbeitsbelastung wehren. Sie stellt fest, dass KMU häufiger auf günstigere Arbeitszeitmassnahmen setzen als auf Lohnerhöhungen, obwohl Letzteres für Mitarbeitende eine höhere Priorität hat.
 
Alle Generationen haben gewisse Ansprüche
„Es scheint, als wollen sie 'den Fünfer und das Weggli': wenig und möglichst flexibel arbeiten, in einem Arbeitsumfeld, in dem sie sich selbst verwirklichen und weiterentwickeln können und dabei einen hohen Lohn erhalten,“ beschreibt die AXA-Studie den öffentlichen Diskurs zu den Ansprüchen der Generation Y und Z. Die Studienergebnisse zeigen jedoch, dass der Lohn weniger oft ein Faktor bei unter 30-Jährigen für die Wahl des Arbeitgebers ist als angenommen. Mehr als ein Drittel der KMU geben an, dass flexible Arbeitszeiten und eine gesunde Work-Life-Balance für junge Arbeitnehmende eine höhere Gewichtung haben als bei über 30-jährigen Mitarbeitenden. Auch schätzen jüngere Generationen ein flexibles Arbeitsumfeld, in dem sie ihr Potenzial entfalten und sich selbst verwirklichen können. Der Lohn ist bei knapp einem Viertel der KMU ein Faktor für die Wahl des Arbeitgebers.
Eine Mehrheit der Unternehmen gibt an, einen Generationenunterschied in Bezug auf Ansprüche an Arbeitgebende zu erkennen. Die Studie stellt jedoch fest, dass junge Arbeitnehmende nicht mehr Ansprüche und Forderungen nach Work-Life-Balance, flexiblen Arbeitszeitmodellen und flachen Hierarchien haben – diese Faktoren sind für alle Altersgruppen wichtig. Forderungen nach Wertschätzung, Respekt vor Seniorität und Teamgeist werden von über 30-jährigen Mitarbeitenden merklich häufiger erwartet, was darauf schliessen lässt, dass jüngere Generationen im Kontext der Forderungen anderer Generationen eher weniger oder das gleiche wollen wie ältere Generationen.
 
Loyalität nimmt immer weiter ab
Bisher widerspricht die Studie einer Vielzahl an Vorurteilen gegenüber der Generation Y und Z. In einem Punkt jedoch bestätigt die Studie das Klischee der „faulen Generation“: Umfragen bei jüngeren Arbeitnehmenden zeigten, dass diese eher bereit sind, ihre Stelle zu wechseln. Die befragten KMU in der AXA-Studie teilen diese Meinung, relativieren jedoch diese Illoyalität gegenüber den Arbeitgebenden damit, dass jüngere Mitarbeitende weniger Zeit hatten, ihre Loyalität zu beweisen. Auch bei der Leistungsbereitschaft werden Mitarbeitende der Generation Y und Z schlechter bewertet als ihre älteren Kolleginnen und Kollegen. Diese Ergebnisse stützen das Phänomen des „Quiet Quitting“: Es handelt sich dabei um die Beobachtung, dass junge Arbeitnehmende zunehmend „Dienst nach Vorschrift“ machen und nicht bereit sind, sich ausserhalb der Arbeitszeiten für das Unternehmen einzusetzen.

Bild: 123rf