Führen unter Druck: Warum jetzt der Blick nach innen zählt
Veröffentlicht am 28.04.2025
Führungskräfte prägen maßgeblich, wie Menschen ihren Arbeitsplatz erleben. Doch viele von ihnen stehen heute unter massivem Druck: Sie balancieren zwischen operativen Anforderungen und strategischer Weitsicht, zwischen Krisenmanagement und Zukunftsgestaltung. Für Reflexion, Entwicklung oder gar Entlastung bleibt oft keine Zeit. Die Folge: psychische Erschöpfung, Gefühl von Überforderung – und das Potenzial, das in Menschen und Teams steckt, bleibt ungenutzt.
von Britta Schaefer, dipl. Betriebsökonomin, Resilienztrainerin und Coach, Managing Partnerin bei Morgenthaler Consulting GmbH
Dabei beginnt Potenzialentfaltung genau dort: im bewussten Blick nach innen. Wer bin ich als Führungskraft? Was treibt mich – und was hindert mich daran, wirksam zu sein? Nur wer sich selbst führen kann, kann andere wirksam führen.
Zunehmend gewinnt das Konzept des Positive Leadership an Bedeutung, welches aus der Positiven Psychologie abgeleitet wurde. Es basiert darauf, das Wohlbefinden und die Stärken der Mitarbeitenden zu fördern, um eine motivierte, produktive und resiliente Arbeitsumgebung zu schaffen.
Positive Leadership: Vertrauen statt Kontrolle
Positive Leadership richtet sich auf eine Kultur, in der positive Emotionen, Wertschätzung und gegenseitige Unterstützung im Vordergrund stehen. Teams, die so geführt werden, sind engagierter, kreativer und leistungsfähiger. Das klassische Kontrollieren rückt somit deutlich in den Hintergrund. Mitarbeitende werden von Beginn an in Prozesse mit einbezogen und tragen Mit-Verantwortung bei der Entscheidungsfindung.
Alte Muster des Führens
Doch warum fällt es so schwer, alte Muster des Führens loszulassen? Viele Führungskräfte haben in Strukturen Karriere gemacht, die auf Kontrolle und Effizienz ausgelegt waren. Sich heute verletzlich zu zeigen, Fragen zuzulassen oder Verantwortung abzugeben, wird oft als Risiko erlebt. Und der hohe Zeitdruck lässt kaum Raum zum Innehalten. Häufig neigen Führungskräfte dazu, Probleme selbst zu lösen. Arbeitsergebnisse werden oftmals engmaschig kontrolliert, um das eigene Sicherheitsbedürfnis zu erfüllen. Veränderung bedeutet in einem ersten Schritt, Sicherheit zu verlieren. Und das kann menschlich herausfordernd sein.
Kleine Schritte, grosse Wirkung
Selbst im engen Zeitkorsett können kleine Schritte Grosses bewirken:
- Den eigenen Zeitplan überprüfen: Müssen die Führungskräfte wirklich an allen Meetings teilnehmen oder bei der Entscheidungsfindung mit dabei sein?
- Kleine Experimente wagen: Durch gezielte Fragestellungen Entwicklung im Team initiieren, um Entlastung des eigenen Arbeitsvolumens zu erreichen
- Feedback gezielt einholen, um blinde Flecken zu erkennen
- Bewusstes Zuhören statt Lösungen zu liefern
- Verantwortung teilen – durch gezielte Fragen und Vertrauen
- Reflexion statt Aktion: Kurze Denkräume einplanen
- Den eigenen Perfektionsanspruch hinterfragen
Die eigene Führungsarbeit neu zu gestalten braucht Mut und Resilienz. Resiliente Führung ist hilfreich, weil sie inmitten von Unsicherheit Orientierung bietet, emotionale Stabilität vermittelt und Teams ermutigt, Chancen im Wandel zu erkennen. Resilienz bedeutet Verantwortung für Entwicklung zu ermöglichen - für sich wie auch für das Team. Wer sich selbst besser schützt, ist gelassener und wirksamer. Gerade in stressreichen Führungsrealitäten ist das kein Luxus, sondern eine zentrale Ressource.
www.morgenthaler-consulting.ch , Tel 079 477 74 45
Morgenthaler Consulting unterstützt Menschen und Unternehmen bei der Einführung von New Work, Transformationsprozessen und der Stärkung ihrer Resilienz.
Bild: zVg